Die Organisation “Reporter ohne Grenzen” legte ihren Jahresbericht für die Pressefreiheit in Deutschland vor. Demnach verdoppelte sich die Gewalt gegen Journalisten im vergangenen Jahr auf 89 tätliche Angriffe (2023: 41). Erfasst wurden Fälle Angriffen auf Redaktionen und Wohngebäude, Schläge, Tritte, brutales Schubsen gegen Körper oder Ausrüstung, Schlagen mit Gegenständen sowie Anspucken, Treten in die Genitalien, Einsatz von Pfefferspray gegen Journalisten und das Bewerfen mit Eiern. “Generell erleben Reporter zunehmende Pressefeindlichkeit und ein verengtes Verständnis von Pressefreiheit. Denn viele Bürger sehen Berichterstatter, die nicht ihrem eigenen politischen Spektrum entstammen, mittlerweile als Gegner an”, so das Fazit von “Reporter ohne Grenzen”. Auch wenn die absoluten Zahlen eher nach nur wenigen Angriffen klingen, sollten die gesellschaftlichen Alarmglocken schrillen. Denn “Reporter ohne Grenzen” listet nur zweifelsfrei verifizierte Gewaltakte gegen die Pressefreiheit auf. Die Dunkelziffer ist demnach sehr viel höher.
Einflussnahme bei der Berichterstattung über israelische Kriegsführung
Weitaus dramatischer ist allerdings die institutionelle Einflussnahme auf die Berichterstattung einzelner Journalisten bei bestimmten Themen. “Reporter ohne Grenzen” schreibt dazu: “Unter anderem Auslandskorrespondenten schildern aus den Redaktionen äußerst langwierige Kontroll- und Aushandlungsprozesse zu Begriffen, mit denen die israelische Kriegsführung kritisiert wird. Aussagen palästinensischer Quellen und von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch oder den Vereinten Nationen (UNO) würden grundsätzlich in Frage gestellt – anders als solche des israelischen Militärs. Viele Journalisten äußern zudem Angst vor Bloßstellung in anderen Medien und auf Social Media.” Diese Einflussnahme behindert die Pressefreiheit in Deutschland wesentlich stärker, als einzelne Gewalttätigkeiten auf der Straße. Sie muss unbedingt unterbunden werden, damit die Medien und ihre Berichterstattung in Deutschland glaubwürdig bleiben. Es darf keine Behinderungen von Journalisten auf Grund irgendeiner wie immer definierten politischen Korrektheit geben. Die freie Berichterstattung muss gewährleistet bleiben. Das gilt auch für die sogenannte Selbstzensur einzelner Medien. Die Medienlandschaft lebt von der Vielfalt von Berichten und Meinungen. Ist sie nicht mehr gegeben,
In diesem Zusammenhang ist auch das Interview aus der taz vom 18. April mit Katharina Weiß, Deutschland-Expertin bei Reporter ohne Grenzen (RSF) und Co-Autorin des neuesten RSF-Lageberichts zur Pressefreiheit in Deutschland, interessant.