Wann haben wir eigentlich noch Spaß? Ich meine, irgendwie ist unsere gesamte Gesellschaft doch hochgradig verkrampft. Sie beruft sich auf rechtliche Gegebenheiten und fühlt sich damit scheinbar wohl. Jede Spontanität geht leider verloren. Wie neulich, als ich einen Mann im Café fotografierte. Er verlangte von mir, dass ich die zwei Bilder lösche und meinte, ich hätte ihn um Erlaubnis fragen müssen. Klar, rein rechtlich stimmt das. Aber wo bleibt der Spaß, wo die Spontanität? Es waren zwei wirklich gute Fotos von ihm entstanden, die jetzt irgendwo im Nirwana weilen. Hätte ich ihn vorher gefragt, wären nur gestellte Bilder herausgekommen. Wer weiß, dass er fotografiert wird, verhält sich anders. Nun, ich habe die Bilder selbstverständlich gelöscht. Aber der Mann hat sich damit keinen Gefallen getan. Seine mangelnde Spontanität nimmt ihm die Erinnerung. Vielmehr denkt er an diesen Tag voller Groll zurück. Für ihn ist es der Tag, an dem er den Fotografen in seine Schranken wies.
Lust am Herumspielen

Foto: tos
So läuft es derzeit an vielen Schnittstellen unserer Gesellschaft. Die Menschen berufen sich auf Formalen, auf formale Grundsätze und verpassen ihre Chancen. Es macht kaum noch Spaß, Existenzgründer zu sein, denn es gibt viel zu viele Rahmenbedingungen, auf die zu achten ist. Einfach gründen und sehen wo man landet? Da gibt es keine Möglichkeit mehr. Wie viele gute Ideen bleiben dabei auf der Strecke? Wie viele brillante Menschen wandern deshalb in andere Regionen dieser Welt ab? Es fehlt einfach an der notwendigen Lockerheit. Wenn alles geregelt sein soll, geht auch alles seiner geregelten Wege. Kein Platz für Neues, kein Ort für Veränderung, Wandel und Fortschritt. Kein Wunder, dass ich auf der Straße so häufig in Gesichter blicke, die Unzufriedenheit, Resignation, gar Langeweile ausdrücken. Wer keinen Spaß hat, probiert auch nichts aus. Dabei brauchen wir dringend Menschen, die Lust am Experimentieren haben. Nur auf diese Weise entstehen Neuheiten. Doch Staat und Gesellschaft reglementieren, wo sie nur können. Das tötet jeden Spaß schon in seiner Entstehung. Das ist öde und letztlich tödlich für jede Gesellschaft. Wenn Menschen nicht herumspielen dürfen, um vielleicht eines Tages Neues zu erschaffen, bleiben wir unweigerlich auf unserem alten, unverkäuflichen Zeug hängen.
Ich rufe dazu auf: Habt wieder Spaß! Spielt, probiert aus, was das Zeug hält. Lasst euch nicht von irgendwelchen Formalien davon abhalten. Scheißt auf die Bürokratie. Euer Leben ist zu kurz, um euch gängeln zu lassen oder ständig nur zu grämen. Freut euch, wenn euch jemand fotografieren möchte, denn das zeigt, dass ihr dieses Foto wert seid. Hinterfragt nicht ständig alles, grübelt nicht. Macht, handelt –