Die Wirkung des ewigen Lebens

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Im Altertum ist der Mensch, aber nicht die Welt vergänglich, während im Christentum die Welt vergänglich ist, aber nicht der Mensch. Diese Umkehrung des Glaubens impliziert mannigfaltige Konsequenzen und erklärt letztlich den Umgang des Menschen mit sich selbst, seiner Umgebung und der Welt, in der er lebt. Denn wer nicht stirbt, darf sich Risiken aussetzen. Einer, der ewig lebt, kann zwar Ansehen, Vermögen und Ämter verlieren, aber nicht sein Leben oder das seiner Familie. Für ihn ist es nicht lebensbedrohlich, Kriege zu führen und die Welt zugrunde zu richten, die sowieso vergänglich ist. Natürlich bleibt die Unsicherheit, ob der Glaube wirklich trägt.

Doch je fundamentaler die christliche Religiosität, desto austauschbarer wird das irdische Leben.
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Kennt ihr dafür Beispiele oder ist euch dieses Denken selbst nicht fremd?x

Die christlichen Werte prägen bis heute tief die europäische Kultur und mit ihr das Denken der gesamten westlichen Welt. Daher ist es wenig verwunderlich, dass zum Beispiel effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel von vielen Verantwortlichen abgelehnt oder zumindest nicht vorangetrieben werden. Warum in eine Welt investieren, die sowieso untergeht? Selbst moderne Kriege verlieren ihren Schrecken, wenn durch sie das Leben nicht wirklich endet. Auch Menschen, die nicht aktiv glauben oder die christlichen Kirchen inzwischen sogar ablehnen, sind gesellschaftlich durch das Christentum geprägt.

Deren Logik gebietet, eher Ansehen und Vermögen zu mehren und zu schützen, weshalb Investitionen in Rüstung sinnvoller erscheinen als in Menschen oder die Natur, denen sowieso nicht zu helfen ist. Darüber hinaus erscheint es logisch, diese untergehende Welt möglichst schnell zu verlassen, um eine neue Heimat zu finden.

Nicht Erhalten ist das Ziel, was sowieso nicht zu retten ist, sondern ein Neuanfang zu den bekannten Konditionen.
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Könnt ihr dem zustimmen oder was denkt ihr darüber?x
Deshalb werden Kriege um Ressourcen geführt, denn diese Kriege versprechen den Siegern die Chance auf unverbrauchte Welten. Irgendwann und irgendwo. Ein neuer Glaube, der nahtlos an den Glauben vom ewigen menschlichen Leben anschließt.

Über David Jonathan

David Jonathan hat vieles studiert, besonders jedoch das Leben. Journalist aus Leidenschaft, um Geschichten zu erzählen, die das Leben schreibt. Gegenwartshistoriker aus Überzeugung, weil nur die Vergangenheit das Hier und Jetzt verständlich macht und die Gegenwart in jedem Moment Geschichte ist. Glaubt an die Kraft des geschriebenen Wortes und die Inspiration des Gesprächs. Verbunden der Idee des „New Journalism“ eines Tom Wolfe, Truman Capote und Norman Mailer.
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