Die eigene Nase

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“Wir müssen Europa erneuern”, sagen viele Menschen und tauschen sich über die neuesten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten aus. Klar, es ist einfacher, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, statt sich an die eigene Nase zu fassen. Doch effektiv ist es nicht. Genauso wenig wie die Ansichten von politischen Extremisten zu übernehmen, um selbst damit zu punkten. Nur Leute, die selbst nicht gut genug sind, greifen auf solche Praktiken zurück. Und genau darin liegt das derzeitige europäische Problem: Wir sind nicht mehr gut genug für einen eigenen Weg. Weder Politik, noch Wirtschaft sprudeln vor zukunftsweisenden Ideen. Selbst in Chatgruppen wird eher über die Herausforderungen anderer Staaten geplaudert als über konkrete zukunftsweisende Ansätze diskutiert. Darin liegt unser Versäumnis, das enttäuscht und zugleich dem Extremismus in die Hände spielt.

Schluss mit dem ängstlichen Blick über den Atlantik

Eine Stadt am Ufer bei Nacht mit bunten Lichtspiegelungen in einem Fluss.

Foto: tos

Natürlich kursieren jetzt Listen europäischer Produkte, mit denen sich amerikanische Pendants ersetzen lassen. Aber es ist eben genau das: ein Ersatz. Doch was es jetzt braucht, ist ein komplett eigenständiger Weg.

Keine Alternativen, sondern neue Ideen,
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Wie könnte dieser Weg eurer Meinung nach aussehen?x
die beispielsweise dem Klimawandel Rechnung tragen und die Herausforderungen unserer Zeit als Chance begreifen, eine komplett andere Richtung einzuschlagen. Nicht sich gegen irgendetwas oder irgendwen zu positionieren bringt Europa weiter, sondern eine Vision zu entwickeln und sich mit allen Aktivitäten an ihr zu orientieren. Dazu muss Europa das starre Korsett der Europäischen Union so schnell wie möglich abschütteln und sich zu einem effektiven Konstrukt erweitern, vielleicht dem eigenständigen Staat eines Vereinten Europas. Das allein ist bereits eine auf die Zukunft gerichtete Vision. Ein erster Schritt wäre der Austritt führender Staaten aus der Europäischen Union und die anschließende Gründung eines neuen Staatenbundes mit dem erklärten Ziel innerhalb eines definierten Zeitraums den Zusammenschluss zu einem gemeinsamen Staat zu vollziehen. Dabei sollte England einbezogen werden.

Europa als Vorreiter in den wichtigen Fragen der Menschheit

Schluss also mit dem bedauernden und vielleicht auch ängstlichen Blick über den Atlantik oder nach Osten. Mit eigenen Ideen und Vision muss sich Europa nicht länger anbiedern. Es geht nicht um einen Vergleich oder ein Abgucken. Das gab es lange genug. Notwendig ist jetzt ein Loslassen und vor allem besser machen. Die große Vision liegt darin, Frieden zu bewahren, die Kriegsrhetorik wieder einzupacken und jede Form von Kriegstreiberei zu unterbinden. Nicht Aufrüstung ist die Lösung, sondern freiwillige Zusammenarbeit auf Augenhöhe und mit einem Europa, das endlich wieder selbstbewusst genug ist, um

Vorreiter in den wichtigen Fragen der Menschheit zu sein
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Welche Visionen seht ihr für Europa?x
. Allen voran: Wie überleben wir auf unserem kleinen blauen Planeten und wann brechen wir zu neuen Welten auf? Wer diese großartigen Visionen wegen kindischen Gezänks und egoistischen Machtspielen aus den Augen verliert, ist nicht nur ein armseliger Kleingeist, sondern schadet auch aktiv den Menschen, denen er vorgibt, zu nützen.

Über David Jonathan

David Jonathan hat vieles studiert, besonders jedoch das Leben. Journalist aus Leidenschaft, um Geschichten zu erzählen, die das Leben schreibt. Gegenwartshistoriker aus Überzeugung, weil nur die Vergangenheit das Hier und Jetzt verständlich macht und die Gegenwart in jedem Moment Geschichte ist. Glaubt an die Kraft des geschriebenen Wortes und die Inspiration des Gesprächs. Verbunden der Idee des „New Journalism“ eines Tom Wolfe, Truman Capote und Norman Mailer.
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