Gemeinschaftsgefühl stärken

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Wir leben in einer Zeit, in der Regeln fairen Verhaltens und guten Benehmens systematisch außer Kraft gesetzt werden – auf allen Ebenen der Gesellschaft. Unser Blick muss nicht weit schweifen: Eltern pöbeln auf Fußballplätzen bei Spielen ihrer Kinder, Hass und Mobbing im Internet lässt Menschen verzweifeln, Mitarbeiter in Einzelhandelsgeschäften werden beschimpft, Zugbegleiter körperlich bedroht, Personen des öffentlichen Lebens hart angegangen und beleidigt. Zugleich bekleiden Lobbyisten Partei- und Regierungsämter, eher harmlose Aktivisten erhalten Anklagen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, während rechtsextremistische Umtriebe verharmlost werden und Verfahren gegen gewalttätige Polizisten regelmäßig mit Freisprüchen enden. Der Eindruck entsteht und festigt sich, das Macht neue Regeln setzt, um sich selbst zu schützen. Diese Praktik ist ein weltweites Phänomen, die derzeit mancherorts sichtbar auf die Spitze getrieben wird.

Ein Gefühl der Beliebigkeit

Rosa Blüten eines Baumes, unscharf fotografiert.

Foto: tos

Doch gerät der persönliche Umgang allüberall aus den Fugen. Neulich wurde ich auf der Straße von einem Restaurantmitarbeiter wegen einer miesen Bewertung im Web beschimpft, die ich nie abgegeben habe. Eine Verwechslung, die zeigt wie dünnhäutig Menschen sind, weil sie ständig Angriffe befürchten müssen. An Schulen ist respektloses Verhalten an der Tagesordnung, das sich später im Berufsleben fortsetzt. Viele Menschen achten sich nicht mehr und gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Und der Grund für das alles? Schlechte Vorbilder in öffentlichen Positionen, ständige Tabubrüche in den Medien für bessere Quoten, die Verwechslung von

Autoritätsverzicht mit Freiheit
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Seht ihr weitere Gründe für den schlechten Umgang miteinander?x
. Das alles und sicherlich noch mehr entwickelt über den Zeitraum von Jahrzehnten bei Menschen ein Gefühl der Beliebigkeit. Ganz gleich wie ich mich verhalte, es ändert sich nichts. Zumal “die da oben” sich doch auch ständig daneben benehmen. Höflichkeit geht auf diese Weise immer mehr verloren, weil sie keinem Wert mehr dient, der in unserer Gesellschaft fest verankert ist.

Positive Visionen motivieren

Überhaupt verschieben sich Werte. Verbindlichkeit, Loyalität, Verlässlichkeit, Frieden, Menschlichkeit, Fairness – diese früheren Selbstverständlichkeiten finden keinen breiten Konsens mehr in der Gesellschaft. Es wird eher verfälscht, verkürzt, gelogen und verschwiegen. Deshalb ist der erste Schritt zu einer geeinten Gesellschaft die Bildung eines gemeinsamen Wertekanons, der alle Menschen gleichermaßen einbezieht. Das funktioniert nur mit Zielen, die von allen gewollt sind und verfolgt werden. Genau darin liegt die Verantwortung einer Regierung:

Die Bürger mit positiven Visionen zu motivieren, das dadurch gewonnene Gemeinschaftsgefühl zu stärken und mit von allen anerkannten Werten zu festigen.
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Wie ist das aus eurer Sicht zu erreichen?x
Doch genau daran sind alle Regierungen der vergangenen Jahrzehnte restlos gescheitert. Besserung ist aktuell nicht in Sicht.

 

Über David Jonathan

David Jonathan hat vieles studiert, besonders jedoch das Leben. Journalist aus Leidenschaft, um Geschichten zu erzählen, die das Leben schreibt. Gegenwartshistoriker aus Überzeugung, weil nur die Vergangenheit das Hier und Jetzt verständlich macht und die Gegenwart in jedem Moment Geschichte ist. Glaubt an die Kraft des geschriebenen Wortes und die Inspiration des Gesprächs. Verbunden der Idee des „New Journalism“ eines Tom Wolfe, Truman Capote und Norman Mailer.
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