Wir leben in einer Zeit, in der Regeln fairen Verhaltens und guten Benehmens systematisch außer Kraft gesetzt werden – auf allen Ebenen der Gesellschaft. Unser Blick muss nicht weit schweifen: Eltern pöbeln auf Fußballplätzen bei Spielen ihrer Kinder, Hass und Mobbing im Internet lässt Menschen verzweifeln, Mitarbeiter in Einzelhandelsgeschäften werden beschimpft, Zugbegleiter körperlich bedroht, Personen des öffentlichen Lebens hart angegangen und beleidigt. Zugleich bekleiden Lobbyisten Partei- und Regierungsämter, eher harmlose Aktivisten erhalten Anklagen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, während rechtsextremistische Umtriebe verharmlost werden und Verfahren gegen gewalttätige Polizisten regelmäßig mit Freisprüchen enden. Der Eindruck entsteht und festigt sich, das Macht neue Regeln setzt, um sich selbst zu schützen. Diese Praktik ist ein weltweites Phänomen, die derzeit mancherorts sichtbar auf die Spitze getrieben wird.
Ein Gefühl der Beliebigkeit

Foto: tos
Doch gerät der persönliche Umgang allüberall aus den Fugen. Neulich wurde ich auf der Straße von einem Restaurantmitarbeiter wegen einer miesen Bewertung im Web beschimpft, die ich nie abgegeben habe. Eine Verwechslung, die zeigt wie dünnhäutig Menschen sind, weil sie ständig Angriffe befürchten müssen. An Schulen ist respektloses Verhalten an der Tagesordnung, das sich später im Berufsleben fortsetzt. Viele Menschen achten sich nicht mehr und gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Und der Grund für das alles? Schlechte Vorbilder in öffentlichen Positionen, ständige Tabubrüche in den Medien für bessere Quoten, die Verwechslung von
Positive Visionen motivieren
Überhaupt verschieben sich Werte. Verbindlichkeit, Loyalität, Verlässlichkeit, Frieden, Menschlichkeit, Fairness – diese früheren Selbstverständlichkeiten finden keinen breiten Konsens mehr in der Gesellschaft. Es wird eher verfälscht, verkürzt, gelogen und verschwiegen. Deshalb ist der erste Schritt zu einer geeinten Gesellschaft die Bildung eines gemeinsamen Wertekanons, der alle Menschen gleichermaßen einbezieht. Das funktioniert nur mit Zielen, die von allen gewollt sind und verfolgt werden. Genau darin liegt die Verantwortung einer Regierung: